Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit, stationäre Suchttherapie Teil 15

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Abhängigkeitserkrankungen – Alkoholabhängigkeit

Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit, stationäre Suchttherapie

Seite 15

Was ist eine stationäre Therapie und was geschieht dort?

Eine stationäre Therapie ist immer dann angezeigt, wenn es sich um langjährige Abhängigkeitserkrankungen handelt, ambulante Versuche ohne Erfolg waren oder wenn keine Unterstützung aus dem sozialen Umfeld möglich ist. Nach Angaben der deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) standen im Jahre 2001 für hilfesuchende Abhängigkeitskranke etwa 1.390 Beratungsstellen und 14.550 Betten in Fachkliniken für Entwöhnungsbehandlungen zur Verfügung.

Die Zeit für eine stationäre Therapie liegt zwischen 2 und 4 Monaten, wobei ein Trend zur Therapieverkürzung auf Grund von Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen sichtbar ist.

Ziel der stationären Therapie ist der Aufbau einer stabilen Abstinenz der PatientInnen und die Befähigung zu einem Leben ohne Alkohol. Dabei ist unter Abstinenz der völlige Verzicht auf die Einnahme alkoholischer Getränke oder alkoholhaltiger Mittel zu verstehen. Eine Abstinenzentscheidung ist notwendig für eine erfolgreiche Entwöhnungsbehandlung und die Rehabilitation der Betroffenen. Eine zu einseitige Ausrichtung auf die Umsetzung dieses Zieles ist aber auch ein großer Mangel vieler aktueller Behandlungsprogramme, da dabei übersehen wird, dass Sucht nur Symptom einer tieferliegenden Krankheit ist. Natürlich ist die Abstinenzentscheidung (lebensnotwendige) Voraussetzung für jede weitere Entwicklung, sie steht aber oft nur am Anfang eines meist schmerzlichen und anstrengenden Weges zu einem zufriedenen Leben.

Die Therapie wirkt auf den Abhängigen auf mehrfache Weise. Zum einen entsteht durch die Zeitdauer und durch den geregelten Ablauf im Klinikalltag ein Abstand zur früheren Lebens- und Verhaltensweisen. Der Süchtige befindet sich in einem neuen Umfeld und muss sich durch die Einordnung, Akzeptanz von Vorschriften und geregelten Abläufen aktiv mit diesem neuen Umfeld auseinandersetzen.

Die Suchttherapie selbst erfolgt i. d. R. als Gruppentherapie. Im Rahmen dieser Gruppentherapie kann der Abhängige sich mit seiner Suchtgeschichte, den Folgen seiner Sucht und (zumindest teilweise) mit den Ursachen seiner Sucht auseinandersetzen. Im Rahmen der Gruppentherapie ist u. a. eine Abstinenzentscheidung zu treffen, und es sind Vorstellungen von einem Leben ohne Suchtmittel zu erarbeiten. Neben diesen speziellen Psychotherapiegruppen gibt es je nach Fachklinik weitere Angebote wie z. B. die Arbeitstherapie (Ergotherapie), Sporttherapie, Musiktherapie, Entspannungstraining und sogenannte Indikationsgruppen, in denen z. B. Probleme mit dem Arbeitsplatz, der Familie und dem Partner besprochen werden können. Dabei gilt es frühere Interessen zu wecken, neue Interessen und Fähigkeiten zu erschließen und das Selbstwertgefühl zu stärken.

Hinzu kommen umfangreiche Informationen über die Sucht, ihre Ursachen und Wirkungen, praktische Ratschläge für die Organisation eines suchtmittelfreien Lebens und nicht zuletzt, die oftmals nötige medizinische Betreuung und Behandlung der verschiedensten Krankheiten, die sich die Abhängigen im Laufe ihrer Suchtgeschichte zugezogen haben.